In unserem Zoo leben Hunderte außergewöhnlicher Tierarten. Im Rahmen der europäischen Programme zum Populationsmanagement für gefährdete Arten finden regelmäßig Tiertransporte zwischen Zoos in ganz Europa (und manchmal auch darüber hinaus) statt. Die Planung und Organisation solcher Transporte ist sehr aufwendig, und natürlich spielen dabei auch das natürliche Verhalten und die spezifischen Eigenschaften einer Tierart eine große Rolle. In dieser Serie stellen wir eine Reihe besonderer Tiertransporte vor. Dieses Mal: der Löwe.
Da Löwen unter die CITES-Bestimmungen fallen, darf kein Löwe ohne vollständig ausgefüllte CITES-Papiere transportiert werden. CITES ist die Abkürzung für „Convention on International Trade in Endangered Species“ (im Deutschen als Washingtoner Artenschutzabkommen bekannt). Durch dieses Übereinkommen wird der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten bekämpft. Darüber hinaus ist es für den Transport eines Tieres wichtig, zu berücksichtigen, in welches Land und sogar in welchen Zoo es überführt werden soll. Jedes Land hat seine eigenen Regeln, und das gilt faktisch auch für jeden einzelnen Zoo. Insbesondere englische und osteuropäische Tierparks stellen hohe Anforderungen an die präventive Untersuchung des Tieres, ohne die es nicht überführt werden darf.
Bei Löwen gilt, dass sie alle entwurmt sind. Zudem werden alle Raubkatzen im Burgers' Zoo als Jungtiere gegen Katzenschnupfen geimpft. Dies geschieht durch eine Erstimpfung im Alter von sechs Wochen. Wenn das Jungtier zwischen neun und zwölf Wochen alt ist, erhält es eine Boosterimpfung. Bei Löwen untersuchen wir darüber hinaus den Kot vor dem Transport auf Parasiten und Bakterien. Jedes Tier – und ein Löwe ist natürlich keine Ausnahme – darf nur reisen, wenn der Tierarzt es für gesund erklärt hat.
Einige Zeit vor dem Transport narkotisiert der Tierarzt den Löwen mit einem Blasrohr. Wenn das Tier vollständig betäubt ist, wird ihm Blut für die erforderlichen präventiven Tests entnommen, sofern diese vom Bestimmungsland oder -zoo verlangt wurden. Oft wird diese Gelegenheit genutzt, um auch das Gebiss zu untersuchen und einige Haare für die DNA-Forschung zu entnehmen. Wenn alle Testergebnisse in Ordnung und die erforderlichen Papiere ausgefüllt sind, kann der Löwe seine Reise antreten.
Am Tag des Transports wird die Raubkatze vom Tierarzt erneut mit dem Blasrohr betäubt. Mehrere Tierpfleger heben das schwere Tier mit einem Tragetuch in die Transportbox. Nachdem sie sich vergewissert haben, dass die Box ordnungsgemäß verschlossen ist, injiziert der Tierarzt dem Löwen eine Spritze, um ihn aufzuwecken. Die Reise kann erst dann beginnen, wenn das Tier wieder in der Lage ist, auf seine Umgebung zu reagieren und wenn es aufrecht sitzt oder liegt.
Oben haben wir einige spezifische Untersuchungen beschrieben, die vor einem Löwentransport stattfinden müssen. Abgesehen davon ist ein Tierarzt aber auch bei der ganz allgemeinen medizinischen Versorgung von Löwen mit interessanten Herausforderungen konfrontiert. Zunächst einmal erholen sich Löwen, wie viele andere Wildtiere, meist erstaunlich schnell von Verletzungen. Wenn beispielsweise zwei Artgenossen miteinander gekämpft haben, um ihre Rangordnung festzulegen, ist eines von ihnen häufig auf den ersten Blick ernsthaft verwundet, sieht aber schon nach wenigen Tagen viel besser aus. Die natürlichen Selbstheilungskräfte von Wildtieren sind immer noch beeindruckend.
Wenn ein Löwe gesundheitliche Beschwerden hat, wie zum Beispiel einen entzündeten Zahn, versucht er aus Instinkt, die Krankheit so lange wie möglich zu verbergen. Schließlich würden Feinde oder Rivalen in freier Wildbahn eine offenkundige Schwäche sofort auszunutzen. Deshalb ist es wichtig, dass die Tierpfleger ihre Schützlinge immer genau im Auge behalten: Fressen sie gut? Sehen sie gut aus? Zeigen sie ein normales natürliches Verhalten? Nicht umsonst bezeichnet der Tierarzt die Tierpfleger und Biologen als seine Augen und Ohren im Zoo!
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