Wie die echte Sonora-Wüste besteht auch das Ökodisplay Desert aus verschiedenen charakteristischen Bereichen: Neben einer Sandfläche, Felsen und einem Wald aus Riesenkakteen (Saguaros) findet sich dort auch ein Hang mit Steinen. Wer genauer hinschaut, entdeckt dort Pflanzen, die Ähnlichkeiten mit Artischocken aufweisen.
Es sind natürlich keine echten Artischocken, sondern Pflanzen einer kleinen Agaven-Art, deren Wuchsform der Blütenknospe einer Artischocke ähnelt. Die Königs-Agave (Agave victoriae-reginae) wächst nämlich sehr kompakt. Ausgewachsene Exemplare haben einen Durchmesser von 50 bis 70 Zentimetern. In der Natur kommt diese Agave nur an den steinigen Hängen im Norden Mexikos vor, im Grunde genommen also in den angrenzenden Gegenden der Sonora-Wüste. Das macht die Pflanze aber nicht weniger schön oder lecker.
Die indigene Bevölkerung des Landes nahm die Fasern der Blätter und spann daraus Fäden für die Herstellung von Kleidung und Seilen. Fast die gesamte Pflanze wurde roh oder gekocht gegessen. Gekocht oder geröstet sind auch die Blüten und die Blütenstiele ein leckerer Snack. Darüber hinaus brauten die Mexikaner aus dieser Agavenart ein alkoholisches Getränk, vergleichbar mit Tequila.
Die Königs-Agave wächst als kugelförmige Rosette aus matten, olivgrünen, eng beieinanderstehenden und kielförmigen Blättern. Die Blätter sind höchstens 15 Zentimeter lang und 5 Zentimeter breit. Auf ihnen finden sich charakteristische, schöne weiße Linien, die am Ende des Blattes, direkt unter dem schwarzen Enddorn, zusammenlaufen. Zusammen mit dem spiralförmigen Wachstum der Blätter bilden die weißen Streifen ein geometrisches Linienspiel.
Die Königs-Agave ist monokarp. Der Begriff bezeichnet Pflanzen, die nur einmal blühen und Samen bilden und dann absterben. Es ist nicht so sehr die Blüte, die ihr den Todesstoß versetzt, sondern die Frucht- und Samenbildung. Manchmal dauert es Jahre, bis eine Agave blüht: bei dieser Agave im Alter von 20 Jahren. Sie bekommt einen fast vier Meter langen Blütenstand, an dem Hunderte von kleinen cremefarbenen Blüten, überzogen mit einem Hauch von Rot bis Violett, sitzen. Wenn sie befruchtet werden und Früchte entstehen, kann eine einzelne Pflanze bis zu 10.000 Samen bilden.
Im Jahr 1872 wurde eine derartige Agave erstmals außerhalb Mexikos auf einer Ausstellung in Paris gezeigt. Jedoch überlebte die Pflanze den Winter nicht. Als 1874 auf der Internationalen Pflanzenausstellung in Köln einige Exemplare auftauchten, war ein englischer Sammler äußerst angetan und nahm sie mit nach England. Da die Art noch keinen offiziellen Namen hatte, reichte er den Antrag auf Benennung am Königshof ein. Nach der Genehmigung wurde die Art Agave victoriae-reginae benannt. Als ein Franzose 1875 die Veröffentlichung des Namens las, war er der Meinung, die Art müsse einen französischen Namen erhalten, weil sie zuerst in Frankreich ausgestellt worden sei. Sein Aufruf fand in der botanischen Welt kein Gehör.
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