Breitmaulnashörner regen bei vielen Besuchern die Fantasie an: Die riesenhaften, prähistorisch anmutenden Säugetiere rufen Bewunderung hervor und nötigen uns Respekt ab. Nichtsdestotrotz sind Nashörner weniger gefährlich, als viele Menschen glauben. „Breitmaulnashörner sind im Grunde ruhige, friedliche Tiere“, erzählt Chefpfleger Ruben. Ein erwachsenes männliches Tier wiegt bis zu 3.000 Kilo, während die Weibchen auf gut 2.000 Kilo kommen. Bei diesem enormen Gewicht und der möglichen Schubkraft sollte man es tunlichst vermeiden, unbeabsichtigt zwischen ein Nashorn und eine Wand zu geraten. „Selbstverständlich unterschätzen wir Tierpfleger die Körperkraft dieser riesigen Säugetiere nicht, daher arbeiten wir immer auf Distanz. Das bedeutet, dass wir uns nie gleichzeitig mit den Tieren in einem Raum aufhalten. Aber Nashörner haben mit Sicherheit keinen aggressiven, aufbrausenden Charakter, es sind eher sanftmütige Riesen.“
Aktuell hat im Zoo der Herbst Einzug gehalten und das bedeutet, dass Ruben und seine Tierpfleger-Kollegen bei der Versorgung der Nashörner mit einer zusätzlichen Aufgabe befasst sind. „Wir haben momentan in den frühen Morgenstunden gut zu tun, um das Laub wegzublasen, bevor die Nashörner aus ihren warmen Unterkünften durch einen eigens dafür abgesperrten Gang in Richtung Savanne traben. Die Tiere sind nämlich verrückt nach frisch gefallenen Blättern. Wenn wir den Weg nicht zuvor von den Blättern befreien, bleiben die Nashörner ständig stehen, um sie sich zum Frühstück schmecken zu lassen. Und dann versuchen Sie mal, diese Tausende von Kilos zum Weitergehen zu bewegen“, erläutert Ruben mit einem Grinsen im Gesicht. „Das ist eine Aufgabe, die uns im Herbst bei der Versorgung der Nashörner ganz schön auf Trab hält.“
Um die grauen Riesen morgens dazu zu bringen, sich aus eigenem Antrieb aus den Ställen zur Savanne zu begeben, legen Ruben und seine Kollegen seit Kurzem am Rand der Savanne Trockenfutterbrocken bereit. Die intelligenten Tiere scheinen schnell zu verstehen, dass sie draußen eine verlockende Belohnung erwartet und setzen sich nur zu gerne in Bewegung. „Manchmal lassen sich die Tiere von scheinbar geringfügigen Veränderungen irritieren. Nashörner haben zum Beispiel großen Respekt vor Stromzäunen, aber auch auf andere kleine Neuheiten reagieren sie oftmals mit überraschender Vorsicht und äußerst behutsam. Nashörner sind ziemlich kurzsichtig, was in diesem Zusammenhang natürlich eine Rolle spielen könnte.“ Ein hervorstechendes Merkmal bei einem Nashorn, das seine Umgebung erforscht, sind die beiden Ohrmuscheln, die die Tiere flexibel und unabhängig voneinander wie Antennen in Richtung eines Geräuschs lenken können.
In den Ställen verwenden Ruben und seine Kollegen einen speziellen Bio-Boden, der aus mehreren Schichten Rindenmulch besteht und eine Tiefe von gut einem Meter aufweist. Dadurch läuft der Urin von selbst ab und die Tiere stehen trocken. Der weiche Boden aus Borke erfüllt für die Tiere zudem die Funktion einer weichen Matratze, die auf angenehme Weise etwas nachgibt, wenn sie sich am Abend zum Schlafen hinlegen. Wenn die Tiere am Morgen nach draußen umziehen, schaffen Ruben und seine Kollegen jeden Tag den Dung weg. Sie legen frisches Heu aus und halten, kurz bevor die Tiere spätnachmittags „heimkehren“, auch wieder Trockenfutterbrocken für sie bereit.
Der Burgers’ Zoo verbucht bereits seit Jahren Erfolge bei der Nashornzucht: Wir gehören als Zoo auf diesem Gebiet zu den Top Five in Europa. Von den weltweit fünf existierenden Nashornarten ist das Breitmaulnashorn in freier Wildbahn – mit einer geschätzten Population von etwa 18.000 Exemplaren – die am zahlreichsten vertretene Art. Dennoch steht das Breitmaulnashorn als „potenziell gefährdete Tierart“ auf der Roten Liste. Jedes Jahr wird eine erhebliche Anzahl dieser Tiere Opfer von Wilderern. In Arnheim beherbergen wir zwei erwachsene Weibchen und ein fruchtbares Männchen, die gemeinsam für stetigen Nachwuchs sorgen. Nach einer Tragzeit von ca. 17 Monaten wird ein Junges geboren. Ein gerade geborenes Jungtier wiegt etwa 60 Kilo und kann in den ersten Wochen nach der Geburt jeden Tag unglaubliche 1,5 Kilo zulegen, nur indem es Muttermilch zu sich nimmt. Erst später geht das Junge dazu über, auch feste Nahrung aufzunehmen, wie etwa Heu und Trockenfutter.
Genau wie in freier Wildbahn lebt unser erwachsenes Männchen als Einzelgänger. Wenn die Weibchen nicht erneut begattet werden sollen, wird das männliche Tier in einem großen Gehege hinter den Kulissen gehalten. Und auch wenn das Männchen sich die Arnheimer Savanne mit seinen erwachsenen Artgenossinnen und den Jungen teilt, geht es meist seine eigenen Wege. In freier Wildbahn markiert ein männliches Nashorn sein Territorium durch Urin und Kothaufen, die es entlang der Gebietsgrenzen deponiert. Die männlichen Tiere tolerieren Weibchen, die sich auf ihr Territorium wagen, versuchen jedoch, andere erwachsene Männchen als potenzielle Rivalen zu vertreiben.
„Oftmals begeben sich die Weibchen und ihre Jungen als Erste auf die Savanne, erst danach folgt das erwachsene männliche Tier. Wir beobachten manchmal, dass das Männchen dabei am Dung der Weibchen schnuppert, um herauszufinden, ob sie gerade brünstig sind. Anschließend hinterlässt das Männchen seinen eigenen Duft als Markierung, indem es mit den Hinterbeinen über den Boden scharrt und mit Urin eigene Duftnoten setzt“, erklärt Ruben. „So beobachten wir das natürliche Markierungsverhalten des Männchens auch hier bei uns im Zoo.“
„Jedes Nashorn hat seinen eigenen Charakter. Die Tiere sind wirklich sehr unterschiedlich. Als Tierpfleger weiß man irgendwann aus Erfahrung, was man von jedem einzelnen Tier erwarten kann und wie man mit ihm umzugehen hat“, meint Ruben. „Wir haben neulich draußen auf der Savanne eine neue Futterstelle speziell für die Nashörner eingerichtet“, erzählt er. „Im unmittelbaren Umfeld dieser Futterstelle haben wir Baumstämme deponiert, die die Tiere sehr gerne nutzen, um ihre Hörner daran zu scheuern. Inzwischen sind die Stämme schon regelrecht rundgeschliffen und an manchen Stellen sogar ausgehöhlt. Die Breitmaulnashörner ernähren sich hauptsächlich von Heu, ergänzt um Trockenfutter für grasfressende Tiere, das speziell für unseren Zoo entwickelt wurde. Manchmal knabbern die Tiere auch an frischen Ästen, die wir anderen Tieren hinlegen, aber Breitmaulnashörner sind in der Regel Graser. Ihr breites Maul ist dafür geradezu prädestiniert, wie man sehen kann: Das Breitmaulnashorn macht seinem Namen alle Ehre.“
Am Donnerstag, den 17. Oktober 2024, verlässt ein 32 Jahre altes Breitmaulnashorn den Burgers’ Zoo i…
17 Oktober 2024
Am heutigen Morgen stand ein spannender Augenblick für die europäische Zoopopulation der Breitmaulna…
26 September 2023
Arnheim, 4. November 2022 – Am Donnerstag, den 3. November 2022 sind zwei junge Breitmaulnashörner a…
4 November 2022