Für viele bedrohte Tierarten wurden europaweit Zuchtprogramme entwickelt, an denen alle Mitglieder der „Europäischen Vereinigung für Zoos und Aquarien“ (European Association of Zoos and Aquaria, EAZA) teilnehmen, die eine betreffende Tierart in ihrem Bestand haben. Die EAZA bezeichnet dieses Projekt als „Europäisches Erhaltungszuchtprogramm“, aber treffender wäre der Begriff „Europäisches Populationsmanagement-Programm für bedrohte Tierarten“. Schließlich geht es dabei um weitaus mehr als nur um die Zucht. In dieser Reihe analysieren wir am Beispiel einiger konkreter Tierarten, mit welchen Herausforderungen sich Biologen konfrontiert sehen. In dieser Ausgabe: das Breitmaulnashorn.
Breitmaulnashörner werden derzeit weltweit in 186 Zoos gehalten, die insgesamt 728 Tiere in ihrem Bestand haben: 307 männliche und 421 weibliche. Obwohl das Nördliche Breitmaulnashorn nahezu ausgestorben ist (leider lebt nur noch ein einziges Tier dieser Spezies in freier Wildbahn), ist das Südliche Breitmaulnashorn von allen noch lebenden Nashornarten am häufigsten in der Natur vertreten. Nicht von allen genannten 728 Breitmaulnashörnern in Zoos kann mit Sicherheit behauptet werden, dass sie hundertprozentig der südlichen Unterart zugerechnet werden können. Ohne Zweifel ist das aber bei 673 Tieren der Fall. Wenn im Folgenden in diesem Beitrag von Breitmaulnashörnern die Rede ist, ist hiermit die Gruppe der Südlichen Breitmaulnashörner gemeint. In Europa gibt es 75 Tierparks mit insgesamt 294 Breitmaulnashörnern: 127 Männchen und 167 Weibchen.
Im Burgers’ Zoo leben derzeit acht Breitmaulnashörner: fünf männliche und drei weibliche. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass wir lediglich ein erwachsenes männliches Tier in unserem Bestand haben; die übrigen vier Männchen sind ausnahmslos Jungtiere. Mittelfristig werden diese vier männlichen Tiere, wenn sie etwa drei Jahre alt sind, im Rahmen des europäischen Populationsmanagement-Programms in andere Zoos umgesiedelt.
In Arnheim bekommen Besucher in den letzten Jahren regelmäßig junge Nashörner zu sehen. Das zeigt: Die Fortpflanzung verläuft überaus erfolgreich im Burgers‘ Zoo! Seit 1977 kamen in Burgers‘ Safari sage und schreibe 14 Nashörner zur Welt. Hierdurch stehen wir seit einigen Jahren bei der Zucht von Breitmaulnashörnern in der europäischen Top 5. Der Serengeti-Park Hodenhagen (Deutschland), der Knowsley Safari Park (England), der ZSL Whipsnade Zoo (England) und der Safaripark Beekse Bergen in Hilvarenbeek (Niederlande) belegen die anderen vier Plätze in dieser Top 5. Wir halten in Arnheim sowohl ein fruchtbares Männchen als auch zwei fruchtbare Weibchen, das dürfte den Erfolg größtenteils erklären.
Bei wild lebenden Breitmaulnashörnern ist festzustellen, dass erwachsene männliche Tiere solitär leben, mit Misthaufen und Urin ihr Territorium markieren und nur in der Paarungszeit die Weibchen aufsuchen. Nach den Paarungen geht das Männchen schon bald wieder alleine seiner Wege. Das Territorium eines männlichen Tieres überschneidet sich in der Regel mit den Lebensräumen mehrerer Weibchen.
Bei den Breitmaulnashörnern bilden eng verwandte Weibchen, zum Beispiel Schwestern, oftmals kleine Gruppen mit ihren Nachkommen. Die vier anderen Nashornarten, die es auf der Welt gibt, leben vornehmlich als Einzelgänger – nicht nur die Männchen, sondern auch die Weibchen. Auch in Zoos sieht man deshalb bei Breitmaulnashörnern öfter Konstellationen aus einem erwachsenen männlichen Tier und mehreren erwachsenen Weibchen, natürlich unter der Voraussetzung, dass ein Zoo in der Lage ist, den dafür benötigten Lebensraum bereitzustellen.
In Arnheim leben derzeit acht Breitmaulnashörner auf der weitläufigen Savannenfläche in Burgers‘ Safari. Sie teilen sich ihr Habitat unter anderem mit Giraffen, Zebras und verschiedenen Antilopenarten. Darüber hinaus verfügen wir im nichtöffentlichen Teil unseres Zoos über ein großes Außengehege, in dem wir bestimmte Tiere vorübergehend unterbringen können. Beispielsweise wenn ein Muttertier mit ihrem Neugeborenem zum ersten Mal ins Freie geht oder wenn wir das solitär lebende Männchen für eine Weile von den anderen Tieren trennen möchten. Auch in unserem Tierpark beobachten wir häufig, dass das männliche Tier es vorzieht, für sich zu bleiben, abgesondert von der Gruppe der Weibchen mit ihren Jungen. Außerhalb der Paarungszeit dulden die erwachsenen weiblichen Tiere das erwachsene Männchen meistens auch nicht in ihrer Nähe.
Mit unseren erfolgreichen Zuchtergebnissen leisten wir einen wichtigen Beitrag zum europäischen Populationsmanagement-Programm. Hierdurch lässt auch künftig eine gesunde Zoopopulation dieser beeindruckenden Spezies sicherstellen.
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